Dienstag, 23. Dezember 2014
Dies ist ein erster Test
Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass ein bewusster, herrschaftsfreier Umgang mit anderen Menschen – zumindest bestimmten Menschen – gut möglich ist. Dieses spezielle Wissen basiert auf konkreter Lebenserfahrung, auf unserer Erinnerung an Situationen und Verhältnisse unseres sozialen Lebens. Dieses Wissen haben wir als Anarchistinnen und Anarchisten nicht exklusiv. Viele Menschen in vielen Gesellschaften, in denen der Autoritarismus z.B. in Gestalt des Patriarchalismus zurückgedrängt ist (wenn auch nicht o.W. verschwunden), kennen und schätzen Situationen und Verhältnisse, in denen sie anderen als Gleiche, als Gleichstehende begegnen. In denen nicht mal Gleichwertigkeit dem Umgang miteinander vorausgesetzt ist, sondern der Respekt und die Anerkennung des Anderen als Individuum mit gleichen möglichen Ansprüchen und „Rechten“ – letztere können auch allgemeiner benannt werden: als zu akzeptierende Äußerungen der prinzipiellen Freiheit eines Menschen. Diese Erfahrungen treffen aber auf die gesellschaftlich gefertigten, also instituierten, Grenzen der individuellen Freiheiten. Immer da nämlich, wo jemand einem oder einer anderen oder auch mehreren bis sehr vielen anderen etwas befehlen, vorschreiben, einschränken, aufzwingen kann. An diesen Stellen sozialen Lebens treffen wir auf das Gerüst der Unterdrückung, das die wesentliche Struktur der meisten aktuellen Gesellschaften ausmacht. Anarchisten und Anarchistinnen lehnen die Unterdrückung, die Herrschaft, die Gewohnheit und die Struktur der Hierarchie ab. Und zwar vollständig, radikal und in jedem Moment. Sie verschieben nicht dieses Ziel auf irgendwann, z.B. nach einer „Diktatur des Proletariats“, sondern suchen sofort nach seiner Verwirklichung. Mit der es aber real nicht sonderlich gut vorangeht, das sollten wir schon anmerken.

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